Freundschaften und Liebe

Ich möchte richtig gerne über die Stimmung, was Freundschaften und das Kennenlernen neuer Menschen angeht, hier in Lausanne schreiben und euch meinen persönlichen Eindruck geben und meine Erfahrungen teilen.

Ich habe das Glück gehabt, gleich am Anfang, auch durch meine Gastschwester, richtig viele Bekanntschaften zu machen. Die Lausanner sind alle auf den ersten Blick super offen und neugierig und sehr an allem interessiert, was irgendwie neu oder anders ist. Dementsprechend wurde ich relativ schnell direkt am Anfang überall mithin geschleppt und habe ganz viele Menschen auf einmal kennengelernt. Das war ganz schön überwältigend und aufregend. Ich hab mich sehr besonders gut aufgehoben und vor allem sehr willkommen gefühlt. Natürlich hält diese Phase nicht ewig, das habe ich auch gemerkt. Ich kannte zwar viele Menschen, aber es waren alles eher sehr oberflächliche Freundschaften, die mehr dazu dienten einen auf diese oder jene Party einzuladen oder um hier und dort den neusten Gossip zu hören und gute oder auch schlechte Nachrichten über Leute zu verbreiten. Dadurch, dass Lausanne doch eine relativ kleine Stadt ist (im Vergleich zu Berlin beispielsweise..) kennt so gut wie jeder Jeden, vor allem unter der jüngeren Generation haben fast alle einen gewissen Ruf. Was mir nach einigen Bekanntschaften aufgefallen ist, dass es tatsächlich sehr vielen mehr um ihren Ruf geht, als um alles andere. Um ihr Aussehen, ihr Geschichte, ihren Style, ihr Geld, die Größe ihrer Freundesgruppen, die Reisen die sie unternehmen, die Partys die sie schmeißen oder mit wem sie schon alles zusammen waren. Ich finde das ehrlich gesagt ganz schön traurig, weil ich das Gefühl habe, dass dadurch ein riesiger Druck irgendwie auf alle Jugendlichen hier ausgelöst wird, wenn auch von ihnen selbst.

Natürlich sind auch überhaupt nicht alle, die ich kennengelernt haben in dieser Denkweise eingesperrt, nein. Ich habe das Glück ein paar richtig tolle Freundesgruppen um mich herum zu haben, die richtige Freunde für mich sind. Selbstverständlich hat es einen Moment gedauert, bis ich meine Menschen gefunden habe und bis wir richtige Freunde wurden. Aber ich bin sehr dankbar dafür diese Leute kennengelernt zu haben, weil sie wirklich alle auf ihre eigene Art und Weise einzigartig sind, und das liebe ich an ihnen. Mir ist bewusst, dass es nicht einfach wird diese Menschen zu verlassen, aber ich weiß, dass auf jeden Fall die ein oder andere Freundschaft ewig halten wird. Wie zum Beispiel die mit meiner Gastschwester. Es ist natürlich nochmal eine ganz andere Beziehung, die ich zu ihr habe, aber es ist eine ganz besondere. Meine Gastschwester ist mehr als nur eine gute oder beste Freundin, sie ist manchmal meine Mama, meine Schwester, mein Bruder, meine Lehrerin oder auch mein Schutzengel. Sie ist alles in einem und ich kann ehrlich gesagt nicht in Worte fassen, wie viel sie mir bedeutet und wie dankbar ich dafür bin, bei bzw. mit ihr zusammen zu wohnen und mit ihr all diese Erfahrungen zu machen. Das selbe gilt auch für den Rest meiner Gastfamilie.