Kurztrip nach Medellín

Letztes Wochenende hatte ich erneut die Möglichkeit aus „Arbeitsgründen“ mit meinem Theater wegzufahren. Dieses Mal ging es nach Medellín. Mein Teatro hatte im Rahmen eines Festivals eine Gruppe aus Medellín hier in Tunja empfangen und um den Austausch zu beenden, sind wir ebenfalls zu der Gruppe in ihr Theater gefahren. Wir sind Freitagabend in einem 7-Sitzer, mit dem Gepäck auf dem Dach gespannt, in die Nacht Richtung Medellín gefahren. Mein Chef Carlos, meine Mentoren Tatha und Beto, Lina und Wilmer (die beide im Stück mitgespielt haben) und unser Fahrer (den sie die ganze Zeit nur „Pollo“ also übersetzt „Hühnchen“ genannt haben, ich glaube er heißt eigentlich Riccardo :)). Ich hatte die absolute Arschkarte gezogen und durfte aufgrund meiner Größe ganz hinten gequetscht sitzen und habe dementsprechend eine absolute Horrorfahrt durchgemacht. Der kleine Platz,  wenig Luft, all die Kurven und Schlaglöcher, durch die wir gerast sind, haben meinen Magen und Kopf komplett durchgerüttelt, bis gar nix mehr ging. Ich durfte den zweiten Teil der Strecke dann vorne sitzen, zum Glück. Nach guten 11 Stunden Fahrt sind wir dann in Medellin angekommen, haben das Auto abgestellt und sind eine Runde durch einen Teil der Innenstadt gelaufen. Durch die unangenehme Fahrt ohne Schlaf und das sehr warme Klima war es zwar total schön, ein wenig zu besichtigen, aber auch sehr anstrengend und sehr überfordernd. Dadurch, dass es ein verlängertes Wochenende in ganz Kolumbien war, war es rappelvoll und sehr laut und viel von allem. Wir haben es dann irgendwie geschafft (ungewollt) durch das Rotlichtviertel zu laufen und einmal alle irgendwelche Hände auf uns zu spüren. Vor allem die vier männlichen Personen meiner Gruppe hatten sehr zu kämpfen. Das war eine sehr krasse und unangenehme Erfahrung. Wir haben uns anschließend im Hotel einquartiert, ausgeruht, frisch gemacht und abends ein Stück im Theater angeschaut. Bevor wir am nächsten Morgen selbst ein Stück präsentiert haben. Mein Chef Carlos, Beto, Lina und Wilmer haben „La ratoncita Ramona” – die Ratte Ramona, ein Puppentheater präsentiert. Es geht um eine kleine Ratte, die den Traum hat fliegen zu können, und darum, wie wichtig und richtig es ist, Träume zu haben und an sich zu glauben, wie auch Menschen zu haben, die einen unterstützen. Ich mag das Stück total gerne. 

Nach dem Mittag sind wir dann weitergefahren, nach Guatapé, ein Dorf ein paar Stunden von Medellín entfernt, dass vor allem durch seinen riesigen Fels „el Peñol“ bekannt ist, auf den man steigen kann und einen wunderschönen Blick auf die einzigartige Flusslandschaft rund um Guatapé hat. Leider ist ein paar Tage zuvor ein Teil des Felsens abgebrochen, weshalb alles geschlossen war. Wir haben dennoch einen entspannten restlichen Tag in dem Dorf verbracht, was durch all seine vielen farblichen Häuschen einen total schönen Charme hat. 

Am Tag darauf ging es dann auch schon wieder zurück nach Tunja, diesmal tagsüber, was zwar sehr viel länger gedauert hat, aber total schön war. Die Landschaft ist atemberaubend, egal in welcher Region man fährt. Die Rückfahrt war dementsprechend sehr viel entspannter, aber ich war trotzdem sehr glücklich, dann nachts wieder in mein Bett fallen zu können!