Unsere erste Reise innerhalb der großen Ferien ging nach Medellín. Ich war zwar zu dem Zeitpunkt schon einmal mit meinem Theater dort, habe aber aufgrund der Arbeit nicht wirklich viel sehen können. Und zum Glück bin ich nochmal gekommen, um die Stadt richtig zu besichtigen, den wow. Das war definitiv nicht das letzte Mal. Ich bin gemeinsam mit meiner üblichen Reisetruppe abends am Busterminal in Tunja mit dem Bus nach Medellín gefahren. Auf dem Hinweg ging die Reise für uns über Bogotá, das hat somit um einiges länger gedauert, aber wir haben noch Abendessen können und dadurch, dass wir durch die Nacht gefahren sind, ging die Zeit sehr schnell rum. Generell ist das Zeitgefühl hier in Kolumbien ein ganz anderes. 8 Stunden Fahrt sind hier gefühlt wie in Deutschland 3. Das kommt wahrscheinlich durch die Größe des Landes. Hier fährt man gerne mal 2-4 Stunden hin und her an einem Tag, das ist normal. Somit gingen die knappen 16 Stunden (mit Abendessen etc.) in Blitzgeschwindigkeit um. Wir haben davon aber auch gut 10 geschlafen. Nachtfahrten sind sehr empfehlenswert meiner Meinung nach. In Medellín angekommen sind wir zuerst zu unserem Airbnb um unsere Sachen abzustellen und uns zu erfrischen, denn die 29 Grad und Sonne haben uns schon gleich früh zum Schwitzen gebracht. Was für eine Qual aber auch, Mitte Dezember bei diesen Temperaturen erleben zu müssen, man man man. Ich lebe in einer Traumwelt. Ich sende euch allen etwas Sonne rüber in die Kälte;)
Unser Airbnb lag total neutral. Somit sind wir gleich am ersten Tag zu Fuß unsere Umgebung und einige bekannte Plätze, wie den Plaza Botero, besuchen gegangen. Allein beim ersten Spaziergang ist uns aufgefallen, was für ein unbeschreibliches Ambiente in der Stadt herrscht. Im Vergleich zur anderen Großstadt Bogotá, sind die Menschen alle sehr entspannt drauf, überall läuft Musik, man wird angenehm angesprochen, die Menschen wirken generell viel entspannter, viel glücklicher. Wahrscheinlich kommt es durch die Wärme. Es ist auf jeden Fall sehr angenehm und ansteckend!



Gleich am zweiten Tag haben wir die bekannte Comuna 13 der Stadt besucht. Es ist ein Stadtteil Medellíns, der früher zu den gefährlichsten Nachbarschaften weltweit gehört hat. Vor allem in den 80/90 Jahren war das Viertel von verschiedensten Drogenkartellen und Guerilla-Gruppen besetzt, bis 2002 eine Intervention der Regierung dem ein Ende gesetzt hat. Über die Jahre hat sich das Viertel durch die Kunst verändert. Vor allem durch Rap, Graffiti etc. Es hat den Menschen geholfen, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken und ein neues Ambiente zu schaffen. Es ist ein atemberaubender Ort. Aus allen Ecken kommt Musik, es finden Dance oder Rap Battle statt, alles ist bunt angemalt. Es ist ein Ort, an dem man frei sein kann, man selbst. Um etwas mehr über die Geschichte und Entwicklung zu erfahren, haben wir eine kostenlos geführte Tour durch die Comuna gemacht, was sich sehr gelohnt hat. Uns wurden alle möglichen Graffitis erklärt, wir durften in einem Rapimporivsationsbattle mitmachen und kleine versteckte Ecken der Comuna besuchen, die wir sonst nie gefunden hätten. Da die Comuna am äußeren Kreis der Stadt liegt, sozusagen am Berghang, sind wir durchgehend bergauf gelaufen (fun fact an dem Punkt: der Tourismus hat die Comuna soweit vorangebracht, dass es innerhalb des Viertels einfach Rolltreppen gibt, total abgefahren!) und am Ende einen wunderschönen Panoramablick über Medellin bekamen, und das bei Sonnenuntergang. Es war definitiv eins meiner Highlights von unserer Reise.






An einem weiteren Tag haben wir uns nach Guatapé gemacht, ein kleines Dorf, das ca. zwei Stunden von Medellín entfernt liegt und durch seinen riesigen Felsen “La piedra del penol”, und die atemberaubende Seelandschaft drumherum bekannt ist. Wir sind selbstverständlich wie tapfere Helden die 715 Treppenstufen in Rekordzeit hochgelaufen um dann oben den wortwörtlich atemberaubenden Panoramablick zu genießen. Danach haben wir eine kleine Bootstour gemacht und noch einen Moment in dem Ort selbst verbracht. Dadurch, dass ich diesen, im Vergleich zu Medellín, schon einmal ausführlich mit meinem Theater besucht hatte, war es nichts Neues. Dennoch ein echt süßes, farbenfrohes kleines Dorf!



Ansonsten haben wir noch den botanischen Garten in Medellín besucht, wie auch ein sehr spannendes Museum zum Thema “Gedenken aller Opfer der Gewalt”, in Medellín und Kolumbien. Es war schockierend und wirklich emotional, die Statistiken, wie auch die persönlichen Erfahrungen, durch Texte, Musik oder Videos zu sehen. Gewalt, in wirklich jeder möglichen Form, war und ist leider immer noch ein viel zu großes Thema in Kolumbien. Darüber werde ich noch einen weiteren eigenen Beitrag schreiben.
Insgesamt war es wieder ein hammermäßiger Urlaub, den wir da gemacht haben. Was total genial ist, ist, dass es in Medellín super gute Transportmöglichkeiten innerhalb der Stadt gibt (die Besten ganz Kolumbiens!). Es gibt zwei große Metrolinien, die super schnell durch die ganze Stadt fahren. Außerdem gibt es einige Trams, wie natürlich auch unzählige Busse uuuund, ganz abgefahren: 6 verschiedene Gondeln bzw. Seilbahnen, damit auch die Menschen an den Berghängen einen Zugang zur Stadt haben. Alles also ziemlich modern und sehr beeindruckend. Die Stadt ist bis jetzt auf jeden Fall unter meinen Top 3 Orten Kolumbiens. Sehr empfehlenswert!


