Weihnachten

¡Feliz navidad a todos! Schöne Weihnachten euch allen! Ich hoffe, ihr habt alle ein wunderschönes Weihnachtsfest verbracht und genießt die Zeit mit euren Liebsten!

Ich bin dieses Weihnachten das erste Mal nicht Zuhause in Deutschland bei meiner Lieblingsfamilie, sondern hier in Kolumbien, bei einer fast genauso lieben Familie (meine Echte kann leider Niemand toppen, hehe). Und ich möchte euch gerne mit ins kolumbianische Weihnachtsparadies nehmen. Denn wie wir schon gelernt haben, können die Kolumbianer richtig gut feiern und die Weihnachtszeit ist da ganz vorne mit dabei! Gehen wir der Reihe nach.

Im November werden in der ganzen Stadt überall Lichter befestigt. Ganz viele Lichterketten in Formen von Sternen, Weihnachtsmännern, Engeln und was es sonst noch so weihnachtlich macht. Diese werden dann ganz offiziell am 7. Dezember, dem “Día de la Luz“, Tag der Kerze, angemacht. Natürlich dekorieren die Kolumbianer ihre Häuser auch, und zwar nicht gerade wenig. Gleich zu Beginn des Dezembers werden Lichterketten in jeder Ecke befestigt. Ans Auto kommt eine Rentiernase und ein Geweih. Ein Plastiktannenbaum wird auch direkt aufgestellt und mit Lichtern, Kugeln, Schleifen, Sternen und aller anderer möglichen Deko geschmückt, sodass man den Baum kaum noch sieht. Außerdem werden überall im Haus kleine Figuren aufgestellt: Puppen, Keramik, Bilder, Weihnachtsgeschirr, Kissen.. wirklich alles Mögliche und wirklich überall. Für den guten Deutschen wahrscheinlich zu übertrieben und kitschig, hier aber eigentlich total süß. Was auch wirklich in jedem Haus ist, und sehr wichtig, ist eine Krippe. Die Kolumbianer sind sehr katholisch, manche strenger als andere, aber es spielt immer eine Rolle. Somit darf die Krippe natürlich nicht fehlen. Und auch da werden sie sehr kreativ. Manche Menschen haben eine kleine Krippe auf einem Tisch; mit Maria, Josef, vielleicht noch einem Schaf und an Weihnachten dann auch dem Christkind. Andere haben ein ganzes Bethlehem, mit u.a. auch den drei heiligen Königen, Hirten, Engeln, Eseln und jeder anderen Figur, die dabei sein will. Da sind meistens alle willkommen. Bei der Krippe meiner Gasteltern beispielsweise findet man auch Elefanten, Tiger, Schildkröten, einen Mexikaner, einen Salzstreuer in Kuhform, nen Kaktus und eine ganze Schlümpfe Familie. Unsere Nachbarin hat ihre Krippe über zwei Räume verteilt, so groß und vielfältig ist sie, sehr beeindruckend. Meine Gastmama und ich haben gemeinsam ihre kleine Krippe vergrößert. Gemeinsam haben wir ein paar Tage gebastelt und aus Styropor noch eine kleine Stadt dazu gebastelt. 

Ab dem 16. Dezember beginnt dann offiziell die “Novena”, die neun Tage vor Heilig Abend. In diesen neun Tagen ist es gewöhnlich, sich jeden Abend mit der Familie oder Freunden zusammenzusetzen und einen Moment feierlich zu verbringen. Es wird gebeten, etwas aus der Geschichte zur Geburt Jesu vorgelesen, gesungen (typische “Villancicos”, kolumbianische Weihnachtslieder), dazu werden auch die ein oder andere Rassel ausgepackt und dann wird da ein Song nach dem anderen geschmettert. Nach der ganzen Zeremonie wird dann meistens etwas kleines gegessen. Sei es Natilla (eine Art Pudding), oder Bunuelos (frittierte Teigbällchen mit Käsegeschmack) oder heiße Schokolade, Kaffee oder einfache Kekse. Es ist ein Moment, um zusammenzukommen und sich gemeinsam auf die Heilige Nacht zu freuen und diese somit sozusagen einklinken zu lassen. Auch wenn es sehr katholisch ist, finde ich es eine total schöne Tradition und habe mich jedes Mal von neuem auf die Abende gefreut, vor allem, weil ich dann auch irgendwann frei mitsingen konnte, und es somit einfach genossen habe. An einem Abend gab es eine Novena zusammen mit all unseren Nachbarn. Die wurde durch die Polizei hier in Tunja gefördert, die eine menschliche Krippe aufgebaut hat und dann einen kleinen Kinderchor dazu geholt hat. Das war total süß. Die Weihnachtszeit ist eine sehr gesellschaftliche Zeit hier. In meinem Theater haben wir eine Aktion für die Kinder in unserem Viertel gestartet und immer wieder Workshops zum Thema Weihnachten, Weihnachtslieder usw. gemacht. Außerdem wurden auch im Theater einige Novenas durchgeführt, offen für Jeden, der dazustoßen wollte. Ab dem 16. Dezember ging auch die offizielle Party hier in der ganzen Stadt los. Es gab jeden Abend bis um 5 Uhr morgens Konzerte im Stadion, von berühmten Künstlern der Region und auch Straßenumzüge. Die Weihnachtszeit ist gefühlt wie eine Megaparty für die Kolumbianer.

An Weihnachten selber habe ich den Vormittag im Theater verbracht und gemeinsam mit meinen Theaterleuten und den Kindern eine letzte Novena gemacht. Danach gab es eine Kleinigkeit zu essen und die Kinder wurden mit unseren Geschenken beglückt. Es war herzzerreißend süß, wie sehr sie sich gefreut haben! 

Danach habe ich einen langen Moment mit meiner Familie in Deutschland telefoniert, um auch ein Teil ihrer Weihnachtszelebration zu sein. Es war natürlich nicht dasselbe, aber dennoch total schön, auch wenn die einen oder anderen tausend Tränchen geflossen sind.. Das gehört nunmal dazu, wenn man seine Liebsten nicht um sich hat. 

Die Weihnachtszelebration hier in Kolumbien hat erst spät abends begonnen. Wir haben auch hier zuhause die letzte Novena gemacht und anschließend gegessen. Dadurch, dass das Christkind in Kolumbien Geschenke bringt und offiziell erst um Mitternacht geboren wird, mussten wir uns einiges an Zeit vertreiben. Wir haben ganz viel Karten gespielt und draußen kleine Böller gezündet. Um Mitternacht sind wir dann nach draußen gegangen, wo aus allen Ecken laute Musik kam, von allen Nachbarn, die alle  auch draußen waren. Es wurde unfassbar viel Feuerwerk in die Luft geschossen und alle haben ganz herzlich “Feliz navidad” geschrien und sind sich gegenseitig in die Arme gefallen. Für mich hat es sich angefühlt wie Silvester. Nachdem ich einmal von allen Nachbarn durchgeknuddelt wurde, ging es wieder rein und ans Geschenke auspacken. Ich habe einen total süßen typischen Pijama bekommen, den ich mir heimlich auch fast selber geholt hätte, und war somit überglücklich. Noch mehr natürlich, als ich gemerkt habe, dass sich meine Gastfamilie auch über meine Geschenke für sie gefreut haben! 

Dadurch, dass wir am nächsten Morgen sehr früh zu der Familie von meinem Gastvater gefahren sind, war der Weihnachtsabend nach der Bescherung auch schon beendet. Normalerweise ist es sehr typisch dann noch einmal richtig steil zu gehen, zu trinken und zu tanzen bis zum Morgengrauen..(einige der Helden haben wir dann morgens um 7 bei unserer Abfahrt torkelnd getroffen). Meine Gasteltern trinken aber auch beide nicht, somit war der „Party-Teil“ auch eher gering. Ich fand das alles aber gar nicht so dramatisch. Es war nämlich dennoch total schön ein kolumbianisches Weihnachten zu erleben, auch wenn es natürlich ganz anders ist und ich mir immer wieder gewünscht hätte in dem Moment vielleicht doch auch gerne in Berlin bei meiner Lieblingssippe zu sein. Nächstes Jahr dann..!

Für mich geht es jetzt, zwei Tage nach Weihnachten, auf meine längste Reise, für 3 Wochen an die Karibik Küste! Ein kleines neues Abenteuer, auf das ich mich riesig freue und anschließend mit Freude berichten werde. Bis dahin wünsche ich euch allen noch einmal fröhliche Weihnachten und dann auch einen guten Rutsch ins neue Jahr!