Ich durfte die wunderbare Erfahrung machen, einen Besuch von drei meiner Lieblingsmenschen aus Deutschland zu bekommen. Zuerst sind mein Papa und Benni zu mir nach Tunja gekommen, und dann Lasse. Und es war eine abgefahrene Zeit, aber der Reihe nach.
Anfang Februar, kurz nach meinen großen Ferien, durfte ich endlich wieder zwei meiner Liebsten in die Arme schließen. Es war ein atemberaubendes Gefühl und die Freudentränen flossen nur so vor sich hin. Verständlich auch, nach all der Zeit. Ich habe die beiden gemeinsam mit meinem Gastvater in Bogotá eingesammelt und dann todmüde zu uns nach Tunja gebracht. Dadurch, dass die Kolumbianer so unfassbar gastfreundlich sind, bestanden meine Gasteltern darauf, sie in unserem Haus unterzubringen. Und es hat sich total gelohnt. Meine Gasteltern arbeiten ja beide nicht, bzw. nicht mehr und haben somit alle ihre Zeit und Energie in meine Familie gesteckt. Wir hatten das Glück, dass mein Gastpapa Fredy uns immer wieder in sein Auto gesetzt hat, um alles zu zeigen, was es zu sehen gab. Das tolle an der ganzen Sache ist, dass Fredy nicht nur sehr gerne erzählt und besichtigt, sondern auch wirklich in ganz Kolumbien Freunde und Bekannte hat. Somit haben wir immer wieder eine kleine private Tour bekommen, wie beispielsweise von Henry, der eine riesige Ton- und Keramikfabrik hat und sich Zeit genommen hat, alle Prozesse, wie seine persönlichen Designs in Ruhe zu erklären.

Wir haben immer wieder Tagesausflüge gemacht, und viele Orte besichtigt, die auch ich noch nicht kannte. Vor allem in unserem Departamento (Bundesland) Boyacá. Auch wenn ich arbeiten musste, waren Benni und Papa sehr viel mit meiner Gastfamilie unterwegs. Google Übersetzer hat da alles gerettet. Die Stimmung war generell sehr angenehm und lustig. Wir haben nicht nur viel gemeinsam unternommen, sondern auch viel einfach gespielt oder erzählt und über ganz viele Dinge ausgetauscht, da Fredy so ein laufendes Geschichts- und Wissensbuch ist, haben wir jede Menge gelernt und profitiert.



Die Menschen von meiner Arbeit hatten sich riesig auf meinen Besuch gefreut und Benni und Papa gleich von Beginn mit größter Freude empfangen und ihnen gleich unseren Kolumbianische Arbeitsstil gezeigt: Erst eine Stunde basteln und dann direkt in einen Kiosk was trinken und Bolirana spielen (super Spiel, bei dem man sechs kleine Metallkugeln von einer gewissen Entfernung aus in die Löcher eines Automaten werfen muss). Aber abgesehen davon, haben sie einen riesigen Abend nur zu Ehren der beiden veranstaltet. Und erstaunlicherweise war das der erste Abend, den ich hier erlebt habe, an dem das Theater bis auf den letzten Meter vollgestopft war. (Normalerweise sind so 5-30 Zuschauer da, an dem Abend waren es über 80). Es war herzzerreißend süß, da mein Chef eine Rede vorbereitet hat und wir alle zusammen auf die Bühne mussten. Danach gab es Live Musik und einer meiner Mentoren, Beto, hat seinen eigenen Monolog gespielt. Anschließend hatten wir den ganzen Nachmittag ein großes Buffet mit kolumbianischen Spezialitäten vorbereitet und dann abends dazu alle zusammen angestoßen. Es war mit Abstand einer der schönsten Abende, bzw. Momente, die ich hier in Kolumbien erlebt habe. Die Offenheit, Freude und das Interesse aller Menschen gegenüber meinem Lieblingsbesuch hat mich unfassbar berührt und wirklich gefreut. Mein Papa und mein Bruder waren ebenfalls total überwältigt und glücklich.



Neben all den kleinen Ausflügen in unserer Gegend, haben sich die zwei Männer auch alleine an die Küste gewagt und dort ein paar Tage die Karibik genossen und zuletzt sind wir in ihrer letzten Woche gemeinsam, mit Lasse, der dann auch angereist war, nach Medellin gefahren, um noch ein wenig gemeinsam zu reisen.



Beendet wurde ihr Aufenthalt mit einem Konzertbesuch meiner Lieblingsband “La Pandilla del Río Bravo”, welche in der Nähe von Tunja gespielt hat. Meine Gasteltern sind mit einem der Bandmitglieder befreundet, somit hatten sie die Ehre vor und nach der Aufführung alle kennenzulernen und ein paar Fotos zu machen und jetzt das Beste: Während des Konzertes wurden wir alle einmal ganz laut und herzlich von der Band gegrüßt. Das war der absolute Hammer. Danach mussten wir mit jedem Kolumbianer anstoßen und jede Menge Shots trinken, denn “Viva Alemania”. Die Freude war riesengroß, als die ganzen Dorfbewohner gehört hatten, dass in der Konzert Menge ein paar Deutsche waren und dann auch noch Freunde von der Band. Man man man. Da wurden wir dann zur Attraktion des Abends. Es war wirklich verdammt lustig, ganz kolumbianisch, wie es sich gehört. Und Papa und Benni haben so einen sehr einzigartigen Abschluss bekommen, den sie sich absolut verdient hatten.




Die Zeit mit den beiden ist leider viel zu schnell vergangen, aber es war unbeschreiblich schön, sie hier gehabt zu haben und sooo viele tolle Dingen mit ihnen zu erleben, geschweige denn, ihnen auch einfach einen Einblick in mein Leben hier zu geben und es mit ihnen zu teilen. Die Tränen waren dementsprechend unaufhaltsam, als es wieder ans Verabschieden ging. Aber das gehört halt leider dazu. Ich bin wirklich dankbar dafür, dass sie die Möglichkeit hatten mich zu besuchen und wir so eine schöne gemeinsame Zeit zusammen hatten. Und nun ist ja schon über die Hälfte rum und das Warten nicht mehr so lang hehe.